7. >radeln-weltweit< Tour: Chiemgau - Balkan - Türkei - Griechenland - Italien
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Du erlebst eine interessante Tour
Eine Radltour in den Orient erforderte damals - mit 18 Jahren -
eine grosse Portion Mut und Unbekümmertheit.
Mein Leben wurde durch diese Fahrt nachhaltig und sehr positiv beeinflusst.....
6. Radeln-weltweit-Tour:
BALKAN-TÜRKEI-ITALIEN
....1963 ist eine Radtour in die Türkei noch ein grosses Abenteuer. Jugoslavien war
noch Teil des kommunistischen Staatenbundes, ebenso wie Bulgarien.
Ein kleines Zelt, wochenlang mein Zuhause, machte ich durch einen weichen und warmen US-Daunen-Schlafsack gemütlicher.
...auf dieser Tour kam ich erst-mals mit dem Orients in Kon-takt, wurde konfrontiert mit der Geschichte und den kulturellen Highlights des
osmanischen Reichs und des "frühen Konstantinopel"....
...bei meiner Ankunft in Istanbul, entstand das Photo vor der Sultan-Ahmed-Moschee (blaue
Moschee) das ich später als
Titelbild für mein Buch: "Radle ins Leben - steig niemals ab" auswählte. Zu erkennen
war darauf, die gerissene Manteldecke meines Vorderreifens, mein schwarzes T-Shirt, von weissen Schweiss-Rändern übersäht. Nach 2.500 km radeln - überwiegend auf
grobsandigen Naturstrassen - hatte ich ein übergrosses Bedürfnis nach Ruhe und einer riesigen Portion Kartoffeln....
Fasziniert von dem quirrligen Istanbul, das damals 1,6 Mio Einwohner zählte (heu-te sind es 18,0 Mio) erlebte ich beeindruckende Tage rundum um den Bazar, dem Bosporus und auf den Prinzen-Inseln...
Mit dem Fähr-Passagier-Schiff "Karadeniz" ging es weiter nach Piräus/Athen und Neapel/Süditalien. Dort startete ich den 2. Teil meiner Rad-Ferntour.
Von Neapel aus, radelte ich über Rom, Florenz, Bologna, Verona, Bozen/Brenner zurück in das Inntal und den heimischen Chiemgau.......
...die Badgasteiner Berge
sind mir noch vertraut...
...über Klagenfurt, die Karawanken,
geht es auf die jugoslawische
Grenze zu, das damals noch hinter dem Eisernen Vorhang lag....
...etwas eingeschüchtert
von den rot-leuchtenden Sternen
am jugoslawischen
Grenz-Übergang....
...diskutiere ich in Kranjska Gora
mit Branko Lanzou über die Unterschiede zwischen Ost und West.
Mein späterer Brief an ihn blieb leider
ohne Antwort....
...auf dem holprigen
"Put-Highway" radle ich über
Maribor und Zagreb
nach Belgrad....
...da der "Put" offiziell
für Radler und Fuhrwerke
gesperrt ist, muss ich
grössere Orte immer
weiträumig umradeln....
...abends baue ich
mein kleines Zelt am liebsten
in der Nähe eines Bauern-
hauses auf....
...ganz selbstverständlich
werde ich dort mit allem Nötigen versorgt...
...dafür erzähle ich am Abend tolle Geschichten, die niemand versteht,
aber darauf kam es
nicht an....
...beim Zeltabbau
am nächsten Morgen
ist regelmäßig der ganze Hof
versammelt...
...aufgefüllt wird mein Tages-Proviant
aufgefüllt, mein Reisebudget
wurde so kaum belastet...
...bis zur bulgarischen Grenze hatte ich erst DM 22.- verbraucht...
...eine Familie unterwegs zu einer Taufe im Nachbarort...
...der aufgewirbelte Strassen-Staub umgab dieses einfache Holz-Fuhrwerk sehr malerisch. Dieses Photo setzte ich später, bei der Gestaltung eines
Schallplatten-Covers der Deutschen Gramophon für die "die Moldau" von Smetana ein und gewann damit prompt ein 3-monatiges, sehr wertvolles
Studien-Stipendium...
...die beiden Frauen
waren barfuss zum
nächsten Ort (Tanz)
unterwegs...
...sie suchten nach einem
feschen Hochzeiter, dazu
wünschte ich Ihnen viel Glück...
...Ihre kostbaren Kleider
schützten sie mit einem
groben Überwurf, gegen
den Staub der Strasse.....
...der Esel, das
wichtigste Transport- und
Trage-Vehikel...
...das Verhältnis Mensch-Tier
war noch geprägt von einer
tiefen Verbundenheit...
...in seinem Buch: "Die Welt ist meine Strasse"
schildert Günter Markert seine abenteuerliche Rollerfahrt um die Erde.....
...dass ich dieses Buch gelesen hatte...
freute Günter Markert dermaßen, das er in seiner Fernseh-Dokumentation "Teeblüten aus Ceylon" unser zufälliges
Zusammentreffen - als kleine Szene einbaute..
...Belgrad im
Mündungsbereich
der Save und Donau...
...erlebte im 15. Jhd.
als Hauptstadt des Serbischen Despotants seine Glanzzeit....
...im 20. Jhd. löste der latente Vormachtsanspruch zwischen
Serbien und Österreich-Ungarn,
den ersten Weltkrieg aus...
...mit einer über
7000-jährigen Geschichte
ist Belgrad eine der ältesten, durchgehend besiedelten Orte Europas...
...durch die kriegsbedingten Zerstörungen und Verwüstungen
wirkte Belgrad jedoch nicht "alt-erwürdig" sondern eher etwas aufgeheizt...
...auf den Feldern wurde
das Vieh über Ziehbrunnen
mit Wasser versorgt...
...die Frauen und Mädchen
wichen scheu zurück,
verdeckten schnell ihr
Gesicht, als ich ihnen
bittend meine leeren
Trinkflaschen entgegen-
streckte...
...auf dem Marktpatz
in Nisch musterte mich
dieses Bauern-Ehepaar
ruhig und interessiert.....
...sie hatten keine
Vorstellung von dem Land
aus dem ich kam...
meine 6 x 6 Rollei-Xenotar
trug ich während der gesamten Tour - gut gesichert am Hals...
...gesamt hatte ich 10 Filme zur Verfügung - d.h. 12 Negative
pro Film ergab das 120 Bilder...
...unvergeichlich zu den digitalen Möglichkeiten heutzutage....
...jede Abkühlung tat
gut, aber nicht jedes Wasser
war geeignet...
...den Jungen in Bochkoy
war das egal, die braune
Brühe des Dorfbaches
waren sie gewohnt....
...in der Mittagshitze
zu radeln war
anstrengend...
...diese Pause,
an einem kleinen
Wassergraben,
nützte ich zum
schreiben....
...mein Transit-Visum für Jugoslawien lief an diesem Tag ab...
...bis Mitternacht mußte ich die bulgarische Grenze passiert haben. 120 km auf einer heissen Naturstrasse lagen bereits hinter mir, als ich mich endlich dem rotsandigen Grenz-Gebirge näherte. Die ehemals einfache Natur-Strasse wurde gerade aus strategischen Gründen, zu einem Grenz-Highway ausgebaut....
...als die Nacht hereinbrach, konnte ich mich nur noch an den Lichtern der vielen Baustellen und Wohnbaracken orientieren. Der Duft von Gebratenem erreichte mich, aber ich traute mich nicht anzuhalten, da in dunkler Nacht eine freundliche Konversation eher schwierig ist....
...als ich dann gegen 23 Uhr den Grenz-Check-Point erreichte, baute ich mein Zelt einfach im "Niemands-Land" zwischen Jugoslawien und Bulgarien auf...
...zu einer aufwändigen Pass- Visums-und Einreise-Kontrolle hätte ich nicht
mehr die Kraft gehabt...das war auch o.k. - am nächsten Morgen ging alles
wie geschmiert....
...die Bulgarien -Durchfahrt -
420 km ruppeliges Kopfstein-
plaster - war an ein kurzes
Transit-Visum gebunden...
...unterstützt wurde ich von allen
Seiten. Auf den riesigen landwirt-
schaftlichen Kollektiven genauso,
wie auf kleinen, einsam gelegenen Bauern-Gehöften...
...der Esel als Last- und Reittier - bestimmte Jahrtausende lang -
den Rythmus und die Reichweite des Menschen...
...Mensch und Tier waren auf meiner Radl-Tour in den Orient -
noch erkennbar aufeinander angewiesen...
...Deutschland wurde überall bewundert...
...zeitgleich begann der Vietnam-Krieg und folgend - bis zum heutigen Tage -
viele weitere geo-politische Auseinandersetzungen...
...Millionen waren und sind davon betroffen...
...Menschen verloren und verlieren ihre Heimat...
...immer grösser wurde die Kluft zwischen
"Arm und Reich" ....
...ein gewaltiges "Welt-Thema" - das von den Mächtigen geschickt
aus- und überblendet wird...
...Bilder entlang
der endlosen
Sand-Pisten...
...junge Burschen
trieben hungrige
Ziegenherden hurtig
über ausgetrocknete
Weideflächen....
...ihre Welt begann
sich zu verändern...
...in den 60iger und
70iger Jahren kamen
die "Hippies" auf ihrem
Weg nach Indien...
...heute sind es anonyme
Container- LKW´s - auf ihrer
Fahrt von Europa
nach Asien....
...von der türkischen
Grenzstation Edirne aus,
waren es noch 250 km
bis Istanbul....
...an einem heissen Nachmittag
erreichte ich stark angeschlagen,
die Sultan-Ahmed-Moschee,
im Zentrum von Istanbul....
...ein authentisches Photo,
eines sehr persönlichen Sieges
entstand...
...die Atmospähre dieser Stadt
enttäuschte mich spontan....
...das sachlich, nüchterne
Auftreten der Türken, ihre helle Hautfarbe und ihre drahtige Erscheinung waren ganz anders als erwartet. Auf den Strassen, den vielen kleinen Kaffee´s und Läden, präsentierten sie sich laut und bestimmt, fast wie Deutsche...
...nachdem ich wieder zu Kräften gekommen war, näherte ich mich dieser
einzigartigen Stadt, behutsam und voller Bewunderung....
...die Sultan Ahmed Moschee
stellt ein Hauptwerk der osmanischen Architektur dar...
...errichtet von 1603 bis 1617
unter Sultan Ahmend I
unterscheidet sie sich von allen anderen Moscheen durch
seine sechs Minarette...
...heute das Wahrzeichen
Istanbuls.....
...ein "Muslim" ist ein
Bekennender des Islam.
Wörtlich bedeutet es
"der sich Gott Unterwer-
fende oder - Hingebende"
...weltweit gibt es
1.600 Mio Muslime -
nach den Christen sind
sie die zweitgrösste Religionsgemeinschaft
der Welt...
...gleich hinter der Sultan Ahmed Moschee, auch blaue Moschee genannt...
...fand ich eine Herberge...dort traf ich Peter Burg aus Koblenz, ebenfalls
mit dem Rad auf Tour. Sein Ziel war die Sommer-Olympiade 1964
in Tokio - Japan....
... wir hatten uns viel zu erzählen. Er war schon einige Wochen in Istanbul.
Er versuchte mit Sprachunterricht sein Reise-Budget etwas aufzubessern.
die Galata-Brücke über
dem goldenen Horn in
Istanbul - gleichermaßen
ein Aussichtspunkt -
Verkehrs-Knotenpunkt
und kleiner Bazar....
...Brücken verbinden,
wenn sie unterschiedliche Welten zusammenbringen.
...die Galata-Brücke ist jedoch
seit 170 Jahren eine Welt für sich...
...sie verbindet den alten Stadtteil Stambul mit dem neuen Bezirk
Galata (türk. Karaköy)...
Einheimische Angler stehen
auf Ihr dicht gedrängt, genauso wie viele fliegende Händler, Schuhputzer, Wahrsager und Geldwechsler, die hier auf lukrative Kundschaft warten. Es gibt Menschen, die sich wochenlang auf dieser Brücke aufhielten und dabei sogar Bücher schrieben. Geert Maks "die Brücke von Stambul - eine Reise zwischen Orient und Okzident gehört dazu. Die Inspiration und Ausstrahlung dieser Brücke vereint den Geist des Abend- und Morgenlandes in wunderbarer Weise....
...die erste Hängebrücke über den Bosporos (1.074 m lang) wurde erst 1973 fertiggestellt... ...erst zu diesem Zeitppunkt wurde das europäische Istanbul mit den bereits in Asien liegenden östlichen Stadteilen verbunden...
...1845 entstand die
erste Galata-Brücke -
aus Holz...
...1863 wurde diese anlässlich des Besuchs von Napoleon III erneuert...
...1875 baute eine britische
Firma die erste Eisenbrücke...
...1912 konstruierte MAN dann die heutige Pontonbrücke, die bis 1930 mautpflichtig war....
,,,auf der Galata-Brücke
raucht man zur Entspan-
nung gern eine Portion
Wasser-Pfeife...
...man geniesst dabei die traumhafte Aussicht auf das
goldene Horn und das
bunte Treiben am Hafen...
99,8 Prozent der türkischen Bevölkerung sind Muslime...
...diese teilen sich in 70% Sunniten und 25 % Alewiten.
Zu den religiösen Minder-heiten zählen die Christen....
...eine besondere Stellung
nehmen die Kurden ein, die
zwar muslimischen Glaubens
sind, sich jedoch als eigen-
ständische Ethnie begreifen....
...vor der Moschee konnte
man sich einen Brief
schreiben lassen....
...das neue türkische
Alphabet löste 1928 -
auf Betreiben Atatürk´s -
die bis dahin übliche
arabische Schrift ab.
...das neue Alphabeth war
leichter zu erlernen und
vereinfachte die folgende Alphabetisierung der
Türkei ganz erheblich.....
...entlang der Strasse
berieben die Händler ihre
einfachen Stände...
...das Essen in den
Strassenlokalen war gut -
das Trink-Wasser
wurde in Flaschen gereicht...
...zum erstenmal begriff ich
den Wert eines sauberen Trinkwassers...
... kaum eine Stadt der Welt,
verbirgt mehr geschichtliche Erinnerungen hinter ihren
Mauern, als Istanbul...
...der Brunnen Ahmeds III -
am Eingang zum Alten Saray -
eine der bekanntesten
Schöpfungen türkischer
Baukunst aus dem
frühen 18. Jhd....
...Achmed, ein stolzer
Jung-Türke, mit einem festen und visionären Blick...
...mit dem Bildnis des grossen Kemal Atatürk wurde man an allen öffentlichen Orten konfrontiert..
...ein Personen-Kult der für mich
neu war...
...ein harmonisches Bild von Mensch, Last und Moschee...
Man spürt förmlich die Mittagshitze durch die der Träger schreitet. Elegant und voller
Anmut. Sogar die Bund-Falten seiner Arbeitshose scheinen sich unterzuordnen....
...freundliche Wasserträger
mit ihren aufwändigen
Messing-Gefässen,
präsentierten sich auf
den Strassen und im
Bazar....
...ihre Nähe signalisierten
die vieleb kleinen Glöckchen, die am Bund ihres Gürtels
angenäht waren...
...gebrauchte Oel-Fässer dienten den Fischern als
Grill-Pfanne...
...fangfrisch und riesengross
waren die Fische, ebenso die fleischigen Tomaten,
die sie als Beilage anboten...
...eine Fisch-Mahlzeit,
direkt an der Galata-Brücke, habe ich noch immer gut in Erinnerung...
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