3. >radeln-weltweit< Tour: Deutschland - Belgien - England - 1961
...eigentlich wollte ich nur meinen Bruder Peter in Düsseldorf
besuchen, aber der hatte seine Zelte dort schon abgebrochen, deshalb radelte ich einfach nach Westen weiter,
in Richtung England, der Einladung von Malcom folgend,
einem Engländer aus London, der mir beim Frühstück
in der Jugend-Herberge Köln-Deutz seine Visitien-Karte zusteckt hatte, mich bat, ihn in England zu besuchen,
das damals bei der Kontinent-Jugend "super-hipp" war,
wegen der englischen Sprache, der Überquerung des Ärmelkanals und ganz besonders wegen der Welt-Metropole London, in der soviel Aufregendes
passierte....
...von München aus ging es über Ingolstadt, Gunzenhausen, Weissenburg nach Ans-bach und weiter nach Sommerhausen an den Main, wo mir mit dem Agfa-Photoapparat meiner Schwester Heidi eine tolle Aufnahme gelang, die ich immer wieder gern betrachte
weil sie so authentisch ist, die Stille des sonnigen Maintals so wunderbar darstellt.
Das abgebildete Stadttor von Sommerhausen wurde zwischenzeitlicdh aufwändig restauriert, gar zu einem Theater erweitert. Wenig blieb von dem ehemaligen Charme der abgeblätterten Fassade, deren Geschichte leicht zu lesen war, die sich so fröhlich und unbeschwert anfühlte...
...ich nenne und zeige dieses Beispiel stellvertretend für viele Objekte, die sich zwischenzeitlich unter dem stupiden Einfluss unserer Mobilität änderten bzw. erneuert wurden, bei uns Zuhause und in fernen Ländern....
...die Oberschenkel-Muskulatur von Rudi (r)
beeindruckte mich ungemein, er war schon zwei Wochen unterwegs..
...bis Koblenz radelten wir zusammen....
...mit stärkendem Nährbier versuchte auch ich meine Form zu halten...
...mit meinem grünen
JH-Ausweis war ich überall willkommen...
...die Übernachtung samt
Decke kostete wenig, ebenso das Frühstück. Dafür waren die Herbergs- Väter, wegen ständiger
Überlastung, meist mies gelaunt....
...die Überfahrt von Ostende nach Dover
so spannend wie eine Atlantik-Reise....
...die englischen Schul-klassen wirkten in Ihren Uniformen kompetent und perfekt.
Gespannt lauschte ich ihren Unterhaltungen, obwohl
ich kaum etwas davon verstand...
...auf der Strasse lernte
ich mich in Englisch zu unterhalten...
...z.B. wenn ich die Bobbies
nach dem Weg fragte,
bekam ich immer die gleich klingende Antwort...
...you must cycling to
the next traffic-light,
and then you turn right or left, to the next traffic light
etc. etc"......
...noch heute bin ich
für die damals "weg-
weisenden Lessons" dankbar...
...der MG-TD, damals
das Traum-Auto auf dem Kontinent...
...wenige Jahre später legte
ich mir passend zu meinem
Rabeneick-Rennrad selbst einen weissen MGA - Roaster zu.
...heute habe ich einen
grünen Morgan 4x4 (Baujahr 1986) in der Garade stehen, mit dem wir gern den Chiemsee umrunden....
...von London nach Oxford zu radeln war schon
etwas Besonderes...
...hier zu studieren sichert
für ein lebenslanges Privi-leg in der Upper-Class...
...die Netzwerke der Mächtigen, in der Vergangenheit und Zukunft entstehen in dieser fast mittelalterlichen Umgebung...
...in Oxford wollte ich gelehrt erscheinen...
zusammen mit Frank,
einem deutschen Buchhändler,
verbrachte ich den Sonntag-
Nachmittag in Oxford....
...die englische,
royale Telefonzelle,
an der man auch
Anrufe empfangen -
und mit Anderen
ein kleines
Schwätzchen
halten - konnte...
....zur Sommer-Ferien-Zeit
werden in der Festival-Hall von Stratford die bekann-testen Stücke von
"William Shakesspeares"
aufgeführt....
Hamlet - ist das bekannteste....
William Shakspeare englischer Dramatiker, Lyriker und Schauspieler.
Seine Komödien und Tragödien gehören
zu den am meisten aufgeführten Bühnstücke
der Weltliteratur....
...my home is my castle...
die englischen Landhäuser
des 19. Jhd. alle liebevoll gestaltet...
die Erker-Fenster mit den
farbigen Butzen-Scheiben...
ebenso die rot lackierten
Haus-Türen, mit den schwe-
ren handgeformten
Messing-Beschlägen -
wirkten zeitlos und edel....
...mit jeder geradelten Meile wurde ich ein grösserer England-Fan...
...ausgelöst durch die familiäre Stimmung in den Youth-Hostels und auch wegen idyllischen Land-
strassen, die es so bei uns nicht gibt.....
...im Abington-Volks-Park war die Grasnarbe
so dicht wie auf einem Golfplatz hierzulande...
...hier sah ich zum ersten-mal Jugendliche mit langen Haaren, lange bevor dies in Deutschland Mode wurde....
...ein Ruderer der für die Ruder-Regatta Oxford - Cambridge trainierte....
...die jedes Jahr, von Henley nach London, als direkter
Wettkampf zwischen den
Universitäten Oxford und
Cambridge ausgetragen
wird...
...das Youth Hotel in Cambridge wurde von zwei ältere Damen betreut...
...im Rad-Abstellraum,
in der hinteresten Ecke,
lehnte ein grün gestrichenes,
fahrbereites Tandem....
...das wollte ich unbedingt haben....
...etwas zögernd über-gaben mir die zwei älteren Damen, für drei englische Pfund - etwa DM 20,-
das grüne Tandem...
...den gleichen Betrag
mußte ich für den Bahn- transport von Cambridge nach London berappen.
Am folgenden Tag in Lon-don, ein Samstag, holte mich Malcolm schon früh in der noblen JH in der Kingsstreet ab. Zusammen fuhren wir zur Victoria-Station, dem damals größten Bahnhof der Welt, um das Tandem auszuchecken....
...wie durch ein Wunder traf ich dort, in der riesigen Bahnhofs-Halle
Gisela Kastner,
eine Klassen-Kameradin aus der Volksschule in Ruhpolding...
...versehen mit diesem Aufkleber reiste mein Tandem von London
nach München....
...deklariert als Gisela´s Reisegepäck...
...von Cambridge aus machte ich mich auf den Weg nach London....
...vom Vorort Tottenham bis zum Hydepark-Corner mußte ich mehr als 70 km rauschenden Stadt- verkehr überstehen...
...nach einer kurzen Pause am Hydepark-Corner, wo jeder englische Bürger frei seine Reden halten kann, fragte ich mich mühsam zur internationalen Jugend-Herberge in der Kings-Road durch.....
...Beeindruckend die Haus-
eingänge, die herrschaft- liche wirkten, mich stark
beeindruckten...
....ein deutliches Zeichen
des früheren Wohlstandes und Standes-Bewußtseins.
Dem Spruch entsprechend: My home is my castle".....
...in London angekommen
entdeckte ich unter der Waterloo-Bridge einen Imbiss der Pie´s anbot....
...zusammen mit dem Milch-Tea eine Köstlichkeit von der ich nicht genug kriegen konnte....
...ein Consabler im Dienst weiss alles nd ist auch
immer bereit zu helfen...
...durch sie lernte ich in
wenigen Tagen mich in englisch zu verständigen...
...die Tower-Bridge präsentierte sich meiner
Zeit noch russ-geschwärzt,
als eine Brücke der die Welt-Geschichte anhaftete,
die soviel erlebt hatte...
...frisch sandgestrahlt hat
sie diese Ausstrahlung heute nicht mehr, aber die Touri-sten lieben sie, als eine der originellsten Brücken weltweit......
...das ist Malcom Everett,
aufgrund seiner Einladung radelte ich spontan nach
England.
...rundum Sunbury - sowie auf den täglichen Ausflü-gen zur London City - Stop Waterloo-Bridge erlebte ich viel Neues....
...Malcolms Platten-Archiv reichte
von der Klassik bis zur Pop-Musik...
...bei ihm hörte ich zum erstenmal die
Beethoven-Symphonien dirigiert
vonHerbert von Karajan und eben auch den jungen Cliff Richard ,
der gerade 18 Jahre alt geworden
war.....
...Malcolm war Mathe- matiker bei der Schall-platten-Firma Electrola...
...seine Schallplatten-Sammlung und das tech-
nische Equipment dazu waren sensationell.....
...in wenigen Tagen
führte mich Malcolm an
die klassische Musik heran.
Zum erstenmal hörte ich
die 5. und 9. Symphonie von L. v. Beethoven, dirigiert von Otto Klemperer. In seinem Regal fand ich auch die Songs von Cliff Richard und seinen Shadows. Cliff Richard war damals erst 21 Jahre alt....
...meine Englisch-Kenntnisse steigerten sich von Tag zu Tag.
Malcolm war der geborene Lehrer, was er vermittelte, blieb im Gedächtnis haften....
...am Sonntag-Morgen
ging es mit dem Motorroller
von Malcolm hinüber zum Winsor Castle....
...wir schaute uns die wichtigest Säle an, aber
Malcol war kein Freund der Monarchie, er meinte die
machen zviel Theater.....
...die Radltour nach England brachte mich
ordentlich voran....
...mit Malcolm verband mich bis zu seinem Tod eine andauernde Freundschaft, die zu einem wichtigen Baustein meines Lebens wurde....
...in den Oster-Ferien kam Malcolm überraschend zu Besuch nach Ruhpolding...
...spontan und ohne Vorbereitung unternahmen wir, obwohl Malcolm noch nie auf Skiern stand eine Mehrtages-Skitour im
Wilden Kaiser, zur Fritz-
Pflaum-Hütte hinauf.....
...anschliessend radelten wir mit dem englischen Tandem
von Ruhpolding nach Wien,
was für Malcolm ebenfalls
sehr anstrengend war....
...im Jahr danach radelte
ich mit Gisela auf dem frisch lackierten Tandem, von Ruhpolding nach Kitzbühl und wieder zurück (120 km)...
...eine Super-Tandem-Tour, die wir Beide wohl nie vergessen werden...
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