>22. radeln-weltweit-Toru<: Berlin - Reinsberg - Würnitzer Seen - Dars - Rügen
eine tolle Rad-Tour in einer geschichtsträchtigen Zeit....
...im August 1961 radelte ich mit dem Rad
erstmals ausserhalb der BRD, bis ins ferne England.
...zeitgleich baute man in der sog. DDR
eine 1.250 km lange Betonmauer durch das gesamte Staatsgebiet, von Nord nach Süd...
...der Frontlinien des kalten Krieges wurden din Zement gegossen. Die erfolgreichen Wirtschaf- ten im Westen, die armen Sozialisten im Osten. Dass es auf beiden Seiten auch um Menschen ging nahm man im Westen kaum wahr. Erst auf meiner grossen Skandina-vien-Radtour (1962) und dem Welt-Jugend-Festival in Helsinki kam ich damit in
Berührung.
...als 1979 die Mauer zwischen Ost- und West-Deutschland fiel, radelte ich mit meiner Frau Hanni durch den für uns unbekannten Osten, durch die ehemalige DDR.
Wir waren begeistert.
Am Ende verstanden wir die Menschen die dort lebten etwas besser.
Wir sahen Landschaften und Dörfer, wie es sie im Westen kaum noch gibt....
...über 106 km lang führte
die Mauer durch das
Berliner Stadtgebiet...
...trennte Familien und
Freunde auf unnatürliche und grausame Weise...
...hinter Oranienburg war die 3,60 m hohe Mauer bereits für den Verkehr geöffnet....
...der Blick zurück glich
einem surrealen Bild der
Unmöglichkeit, ein bisschen
auch des Wahnsinns....
...in der Park-Wiese stand
eine ganze Armada von Trabi´s....
...alle mit den 15 PS starken Vier-Zylinder Motoren aus-
gerüstet, die so köstlich knatterten und die Luft auf der Land-Strassen süsslich perfümierten...
...eine Nutella-süchtige Wespe stach mich beim Frühstück in die rechte Backe...
...Hanni beobachtete das Anschwellen der Backe
mit grosser Sorge...
...unser Zelt-Nachbar mein- te, nach einem Liter Milch (Kalcium) ist alles wieder
gut...
...die schattenspendenden
Alleen gehörten in West-
Deutschland zu den ersten
Opfern der Voll-Motori-sierung...
...man wollte sich die Geschwindigkeit und die
notwendige Rücksichts-
nahme von der Natur nicht
vorschreiben lassen....
...in Fürstenberg gab
es noch einen richtigen Milchladen...
...der sogar über Mittag geöffnet hatte.
...ie Behandlung meines Wespenstiches mit 1 Liter Milch (Kalcium) war ein voller Erfolg....
...die Mecklenburgische
Seen-Platte zieht sich über 240 km, als 30 km breiter Streifen, von Neustrelitz bis Schwerin...
...sie zählt neben der Masurischen- und Pom- merischen Seen-Platte zu den drei grossen Seenge- bieten südlich der Ostsee....
...unser Zelt hatten wir
vor einem Boothaus
aufgebaut...
...am nächsten Morgen, es war noch ganz still und der See ganz glatt, paddelte eine junge Frau auf uns zu...
...ein einmaliger Moment
der Ruhe und des Mensch- seins.....
...die Paddlerin war schon mehrere Tage unterwegs,
ihr Ziel war Schwerin...
...wir beneideten sie ein wenig, aber was sie auf
dem Wasser erlebte, sahen wir etwas anders auch auf der Strasse....
...parallel zur Strasse
verliefen die gut getarnten Militär-Wege im Wald....
...sie boten Schatten und
waren fest genug zum radeln....
...diszipliniert wurden
die Boots-Wettbewerbe durchgeführt...
...ein bisschen fühlte ich mich in meine eigene Pfadfinderzeit zurück- versetzt...
....die DDR investierte
viel in die sportliche Früh--Förderung...
...konnte aus einem
einem grossen Reservoir
an jugendlichen Talenten
schöpfen....
...eine riesige Menschenschlange
wartete vor der Sparkasse auf das Begrüssungs-Geld des Westens....
...ein Bild der Zeitgeschichte,
einmalig und nicht wiederholbar....
...alles Alte wurde auf
sog. Antik-Autionen gegen die neue West- mark verscherbelt....
...alte Bauernschränke,
Porzellan, Bilder uvm.
ging zu Spottpreisen
an westliche Aufkäufer....
...der Teppichboden wurde in Zirkuszelten
angeboten, da er auf der Wunschliste der DDR- Bürger ganz oben stand....
...den Handel beherrschten nicht die Einheimischen, sondern die grossen Filiali- sten aus dem Westen....
...die von uns gewählte Naturstrasse führte durch endlose Weizenfelder...
...nie zuvor hatten wir derartig grosse Flächen gesehen...
...am späten Nachmittag
erreichten wir die Hanse- stadt Demmin im vorpom-merischen Tiefland,
am Zusammenfluss der
Peene, Tollensee und Trebel, etwa 40 km von der Ostsee entfernt...
...der Kummerower See und das Stettiner Haff waren von hier aus auf der Peene zu erreichen. Touristisch steht
diesem sog. Dreistromland,
m.E. eine grosse Zukunft bevor...
...hinter dem Bauern-
Haus von Familie Murich durften wir unser Zelt aufstellen...
...davor noch ein kurzer Plausch mit weiblichen Fahrten- Kollegen....
...das Frühstück in der
Küche von Frau Murich war sehr familiär...
...alles erschien uns jetzt schon so normal, auch das schlafen in unserem kleinen Zelt war viel schöner als erwartet....
...die Arbeiter der Ribnitz- Werft hatten nur noch wenig Arbeit, da Ihr Betrieb bereits abge- wickelt wurde....
...für die Mehrzahl der Be- schäftigten in der DDR begann in diesen Tagen eine unsichere und schwierige Zeit...
...auf dem Fischland-Darss
radelten wir in Richtung Osten. Links von uns der unendliche Ostsee-Strand...
...rechts der innenliegende Saaler Bodden, vor uns eine
ambitionierte Sport-Radlerin...
...in Wustrow fragten wir
an der Gartentür von
Familie Hansen, ob wir unser kleines Zelt in ihrem Vorgarten aufstellen dürften....
...im Nachhinein betrachtet war das sehr mutig,
aber nach mehr als 100 km radeln wollten wir nur
noch schlafen....
...nachdem wir uns etwas
erholt hatten, lud Familie Hansen uns zu einem Glas
Bier ein, da sie mehr von uns und dem Westen erfahren wollten...
...in der Nacht begann es
herftig zu regnen, am nächsten Morgen fiel uns das Aufstehen schwerer
als sonst....
...vorbei an der Künstler-
Kolonie in Ahrenshoop,
radelten wir am nächsten Nachmittag durch die frühere Sperrzone "Darsser Ort"....
...vorbei an den grauge- strichenen Baracken der
Wach-Mannschaften....
...ganz nah am Leuch- turm, direkt hinter den Dünen, bauten wir unser
Zelt auf....
...über uns ein hell funkeln- der Sternenhimmel, durch den lautlos irgendwelche Sateliten rasten...
...nur das Kreischen der Möven und das Klatschen der Wellen war zu hören....
...ein montones Natur-Konzert, einfach - aber doch irgendwie aufregend....
...1234 erhielt Stralsund,
als Gründungsmitglied der Hanse, die wirtschaft- lich wertvollen Stadt- rechte...
...durch Freihandel kam
die Stadt zu Wohlstand...
Seit 2002 zählt die Altstadt zum UNESCO Welt-Kultur-Erbe...
...in dem kleinen Wirtshaus zu Lauterbach, sassen wir mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin (1989-1991) Walter Momper,
zusammen an einem Tisch...
...für Heidi und Freundin Gudrun war die Begegnung mit dem Berliner Bürger-meister Momper das Highlight ihrer Rügen-Radtour...
...vergessen waren die Sitzbeschwerden von denen sie so schmerzhaft geplagt
wurden....
...Erich Honecker,
von 1971 bis zum Ende 1989,
erster Sekretär der DDR....
...hatte sein Sommer-Haus gleich
gegenüber, auf der kleinen Insel Vlim, die zu seiner Zeit, für die Allgemeinheit gesperrt war...
...hoch oben in den Hügeln
war die eigenwillige Turm- Silouette des Forsthauses von Prora zu sehen....
...eine enge und kurvige Naturstrasse führte zu diesem Ziegel-Prachtbau hinauf,
der 1857 vom fürstlichen Baumeister Theodor Bam- berg, nach Plänen von Gottfried Steinmeyer und Karl-Friedrich Schinkel erbaut wurde. Bauherr war das Fürstentum zu Putbus die Initiative zu diesem Bauwerk kam vom Fürsten Malte zu Putbus...
...während der Bayern-Rundfahrt 2016 stellte ich mich wegen eines heftigen Regenschauers, in einer Hof-Einfahrt vor Viechtach unter. Der Hof-Besitzer Willi Hack war Betreiber und Initiator der Baumwipfel-Erlebnis-Akademie AG, die ihren Hauptsitz in Putbus hatte, genau in dem Forsthaus, das auch uns an jenem Abend als Unterkunft diente....
...am nächsten Morgen,
es war ein Sonntag,
wanderten die Besucher
direkt an unserem grünen Zelt vorbei...
...in dieser Nacht hatten wir
wir uns wie ein echtes
Fürsten-Paar gefühlt....
...die Sandstrände von
Binz waren gut gefüllt....
...die weiten Ostseestrände, das Lieblings-Reiseziel der
sog. Ossi´s....
...mit unseren schwerbe-
ladenen Reise-Rädern war
ein Strandbesuch kaum
möglich....
...der Sand war einfach zu weich und zu tief....
..der höchste Punkt des
Kreidefelsens, ein beliebtes Touristenziel....
...viele Künstler haben
hier nach Motiven gesucht,
der berühmteste von
Ihnen war wohl Carl Casper
Friedrich im 19. Jhd.......
...die weite Schaabe, ein
15 km langer Sand-Strand lag vor uns....
...viele der bunten Strand-
körbe waren noch leer,
die erwwarteten Urlauber aus dem Westen liessen noch auf sich warten....
...Cap Arkona, zu DDR-Zeiten
ein gut bewachtes Fischerdorf.
Riesige Flak- Scheinwerfer tasteten nachts den Strand der Schaabe ab,
um Fluchtversuche über das Meer,
in Richtung Schweden
zu vereiteln....
...hier war die Sehnsucht der Menschen
zu spüren, die in die Welt hinaus wollten, die aber eigesperrt waren wie in einer Kaserne, aus der es auch
kein Entrinnen gibt,,,
...köstlich schmeckten die
frisch gegrilltem Flundern
mit Bratkartoffel....
...für uns das beste und
originellste Essen auf dieser
Tour....
...mit einem kleinen Plastik-Ruder-Boot ruderten wir ins Meer hinaus...
...wenigstens einmal wollte
ich in der Ostsee schwimmen, dass die so kalt - und voller Qualen war hatte ich nicht
erwartet......
...auf dem Steilufer der Schaafe stellten wir ein
letztesmal unser grünes Zekt auf....
...die traumhafte Panorama-Aussicht umfasste das
gesamte Tromper Wieck...
...in der Nacht besuchte
uns eine Jugendgruppe aus
einem der nahegelegenene Ferien-Heime...
...sie versuchten gruselige Geräusche zu machen,
rüttelten auch etwas am
Zelt- Gestänge,
ein aufregender Moment,
aber kein gefährlicher....
...mehr als 120 km mußten
wir bis zum Nachmittag
noch schaffen....
...da wir den Nachmiitags- Zug um 16:30 Uhr nach Berlin erreichen wollten.....
...im Zug liessen wir die
Tour nochmals in Ruhe an uns vorbeiziehen....
...unser Glück mit dem
Wetter und der Verpflegung, die an allen Orten reichlich und gut war...
...das Tour-Finale
vor dem eingerüsteten Brandenburger-Tor war beeindruckend und vom timing her einzigartig....
...die Renovierungsarbeiten
am Brandenburger-Tor
kündigten eine gewaltige Veränderung im Osten des
nun wiedervereinten Deutschland an...
...der politische System-Change - weg von den sozialistischen Idealen - hin zu den pragmatisch, kapitali-stischen Zielen - war
bereits in vollem Gange.
...nach der Wende, empfanden die Menschen im Westen, den sog. Ossi´s gegenüber,
ein gewisses Überlegenheitsgefühl. Es dauerte Jahre, bis sich die damit verbundenen Vorurteile im Alltag auflösten und die besondere soziale Kompetenz dieser Menschen, mit dem etwas anderen Sprachklang, eine angemessene Würdigung erfuhr.
...die Behauptung, dass in der der ehemaligen DDR nicht alles schlecht war,
ist genauso richtig wie die Feststellung, dass im Westen nicht alles nur gut ist. Letztlich kam es auf die persönliche Positionierung an, hüben wie drüben.
Hanni und ich empfanden es als grosses Glück, diesen Wimpern-Schlag der Geschichte, authentisch und direkt vor Ort erlebt zu haben.....
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